Was wird aus den Büros, wenn die Angestellten verstärkt im Homeoffice arbeiten? Ihr Aussehen und ihre Aufgaben ändern sich: Sie werden zu Treffpunkten – für Austausch und Inspiration.
Manager halten sich gern an Zahlen fest. Also: Zwei von drei Unternehmen in Deutschland setzen verstärkt auf Homeoffice. Und 37 Prozent wollen Mietkosten sparen, indem sie ihre Büroflächen reduzieren. Kostenkiller Homeoffice? So einfach ist es nicht. Das Büro muss komplett neu gedacht werden, denn die coronabedingten Lockdowns haben zwei Erkenntnisse gebracht:
- Standardaufgaben lassen sich am heimischen Schreibtisch erledigen, sobald der zu einem Digital Workplace aufgemotzt worden ist (was spezialisierte Anbieter wie TA Triumph-Adler gern übernehmen).
- Das Homeoffice versagt, sobald es darum geht, Ideen zu generieren, Konzepte zu entwickeln oder per Brainstorming neue Möglichkeiten zu erforschen. Das geht nur im direkten, persönlichen Austausch.
Mit anderen Worten: im Büro. „Energie und Kreativität entstehen durch Nähe – und die ist schwer herzustellen über Videokonferenzen“, sagt der englische Stararchitekt Thomas Heatherwick im Interview mit
ZEIT Online. Doch mit herkömmlichen Büros geht Heatherwick hart ins Gericht: „Grauer Teppich, schreckliches Licht, nichts als Schreibtische. Die Leute sitzen da wie Hennen in den Legebatterien.“ Durch das Homeoffice bekomme „das triste Büro plötzlich Konkurrenz“.
Das Büro: cooler als das Homeoffice
Um dagegenzuhalten, muss das Büro attraktiver werden. „Der Arbeitsort muss die Angestellten inspirieren und ihnen Sinn und Bedeutung geben“, sagt Architekt Heatherwick. „Das Büro muss so etwas wie eine Ladestation sein, wo sich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit Energie, Loyalität und Teamspirit aufladen.“ Dank einer Architektur, die genau dies ermöglicht. Mit weniger Schreibtischen und mehr Orten zum Treffen und zum Austausch. Mit Sitzecken. Mit Meeting-Räumen. Mit flexiblen Multi-Space- statt Großraumbüros. Und mit Kaffeeküche, versteht sich, dem wichtigsten aller Treffpunkte.
„Das Büro muss cooler sein als das Homeoffice“, fordert auch
Steffen Szeidl, Vorstand des Beratungsunternehmens Drees & Sommer. Szeidl schwebt eine Wohnzimmer-Atmosphäre vor, die ein Wir-Gefühl schafft, mit hoher Erlebnis- und Aufenthaltsqualität. Plus den technischen Features, um die Früchte des Austauschs auch zu ernten.
Innovations-Hub „Kaffeeküche“
Technik und Architektur sind dabei Mittel zum Zweck. Wie alle wissen (und wenige zugeben), ergeben sich die meisten guten Ideen bei informellen Gesprächen. In der Kaffeeküche, am Kopierer, beim Pausensnack. Überdies sorgen diese Gespräche für Zusammenhalt und Loyalität. Darauf haben viele Unternehmen in den Corona-Monaten setzen müssen. „Bei uns hat die Arbeit vor allem deshalb so gut funktioniert, weil wir eine gewachsene Vertrauensbasis untereinander hatten“, sagt beispielsweise Telefónica-Personalchefin
Nicole Gerhardt. Diese Vertrauensbasis bröckelt allerdings, wenn man sich monatelang nur per Video zuwinken kann. „Wir können als Organisation nicht ewig von dem Beziehungskapital profitieren, das wir aufgebaut haben“, sagt daher
Sirka Laudon, Personalvorstand von Axa Deutschland. Irgendwann bröselt der Zusammenhalt, da draußen im Homeoffice.
Bevor es so weit kommt: besser das Büro neu denken. Und es anschließend neu gestalten.