Mehr Digital Workplaces im Homeoffice sorgen für weniger Pendler, das hält den Klimawandel auf. Eine Bitkom-Studie beleuchtet auch weitere „Klimaeffekte der Digitalisierung“.Alles, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert werden. Das hat Carly Fiorina, seinerzeit CEO bei Hewlett-Packard, bereits 2009 auf den Punkt gebracht. Die Digitalisierung wird weiterhin verändern, wie wir arbeiten, leben und sogar denken. Was die Digitalisierung ebenfalls kann: den Klimawandel aufhalten. Das zumindest legt die Studie
„Klimaeffekte der Digitalisierung“ nahe, herausgegeben vom Digitalverband Bitkom. Ihre zentrale Aussage: Eine beschleunigte Digitalisierung setzt den entscheidenden Schritt, damit Deutschland seine Klimaziele erreicht. Dafür müssen die Emissionen um 262 Millionen Tonnen CO
2e gedrosselt werden – die Hälfte davon könnten Digitalisierungen übernehmen.
Ein wichtiger Baustein: mobiles Arbeiten. Spätestens die Corona-Pandemie hat viele Mauern in den Köpfen einstürzen lassen. Im
Homeoffice leidet die Effizienz keineswegs – falls die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ans Netzwerk ihres Arbeitsgebers angebunden sind und Zugriff auf alle für sie wichtigen Dokumente haben. Schnellstmöglich haben Unternehmen daher
Digital Workplaces eingerichtet und retten so ein wenig das Klima.
Weniger Pendler? Gut fürs Klima!
Was allein durch den Verzicht aufs Pendeln ins Büro fürs Klima getan wird, rechnet die Studie anhand eines US-Unternehmens vor. Ein Teil der Belegschaft arbeitet seit einigen Jahren vor allem im Homeoffice. Das Resultat: „20 Millionen Liter Benzin bzw. 41.000 Tonnen CO2e konnten durch die Vermeidung von 92 Millionen Meilen Fahrwegen eingespart werden“, also mehr als 150 Millionen Kilometer. Nicht nur das Klima profitiert: „Das virtuelle Büroprogramm erhöht zudem laut Umfragen die Zufriedenheit“ – Arbeiten macht einfach mehr Spaß, wenn man nicht täglich pendeln muss.
Laut Bitkom-Studie können 15 bis 17 Prozent der Kraftstoff- und Energieemissionen bis 2030 allein durch mobiles Arbeiten vermieden werden. In der industriellen Fertigung können durch die Automatisierung der Produktion mehr als 10 Prozent der Emissionen eingespart werden, ebenso wie durch intelligente Mobilität und Logistik. Auch in der Landwirtschaft wird viel Potenzial gesehen.
Gute Digitalisierung, böse Digitalisierung
Dabei unterschlägt das Studien-Team keineswegs, dass die Digitalisierung zwar einerseits Ressourcen schont, sie andererseits aber selbst verbraucht. Im Jahr 2030 werden laut Bitkom mindestens 16, vielleicht sogar 22 Millionen Tonnen an CO2e durch die digitale Infrastruktur verursacht. Allein Rechenzentren sorgen für mehr als 6 Millionen Tonnen an Emissionen. Die Rechnung, die in der Studie aufgemacht wird, spricht gleichwohl dafür, auf eine weitere Digitalisierung zu setzen. Ohne die steigenden CO2e-Emissionen läge das Einsparpotenzial bei 58 Prozent von 262 Millionen Tonnen – so sind es immerhin noch 49 Prozent. Es lohnt sich eben, an jedem Schräubchen zu drehen.
PS: Falls Sie sich wundern, was das e hinter CO2 bedeutet: Dieser Wert – CO2-Äquivalente – ist eine Maßeinheit, um die Klimaschädlichkeit verschiedener Treibhausgase wie Methan oder Distickstoffoxid (Lachgas) zu vereinheitlichen. So erlaubt es CO2e als Wert, ein Bündel von klimaschädlichen Gasen als eine einzige Zahl auszudrücken. Bemessungsgrundlage ist die Erwärmungswirkung im Vergleich zu Kohlendioxid (CO2). Lachgas beispielsweise ist 300-mal und Methan 25-mal klimaschädlicher als CO2.