Digitale Geschäftsmodelle? Individualisierte Produkte? Kommen später. Warum sich deutsche Unternehmen bei der Digitalisierung in Adopter, Discoverer und Frontrunner aufteilen. Bessere Abläufe, damit fängt es an. Wenn Geschäftsführer erstmals über Digitalisierung nachdenken, denken sie an effizientere Prozesse, mit denen sie das Unternehmen besser steuern können. Digitale Geschäftsmodelle? Individualisierte Produkte und Dienstleistungen? Das kommt später. Wenn sich der Adopter zum Discoverer oder vielleicht sogar zum Frontrunner weiterentwickelt.
In diese drei Kategorien unterteilt die Studie
„the factlights 2020“ die deutschen Unternehmen. Etwa die Hälfte der 671 Befragten sind Discoverer: Sie haben ernsthaft angefangen mit der Digitalisierung, aber deren Potenziale noch längst nicht ausgeschöpft. Ein Viertel der deutschen Unternehmen laufen laut Studie vorneweg: die Frontrunner. Ein weiteres Viertel steckt noch in der „Wir gucken mal, was geht“-Testphase. Diese Adopter fangen jetzt an, sich auf
digitale Workflows einzulassen.
Das erste Ziel: effizientere Prozesse
Mit digitalisierten Abläufen einzusteigen, ist exakt der richtige Ansatz, legt die Studie nahe. Denn auch die Discoverer sehen in effizienteren Prozessen die wichtigste Aufgabe der Digitalisierung – das gilt insbesondere für grössere Unternehmen. Mit der Grösse nehme auch die Komplexität von Organisationen zu, sagt Studienleiterin Annefried Simoneit, was den Weg zu Entscheidungen langsamer und mühsamer mache.
Nach den Chancen der Digitalisierung befragt, nennen die Unternehmen allerdings noch ganz andere Optionen. Hier die Top Five:
1. Steigerung der Prozesseffizienz
2. Neue digitale Geschäftsmodelle
3. Verbesserte Unternehmenssteuerung
4. Individualisierung von Produkten und Dienstleistungen
5. Umsatzsteigerung
Je höher der Digitalisierungsgrad, desto eher werden Umsatzsteigerung und Produktindividualisierung als Top-Chance wahrgenommen. Die Frontrunner sind bereits in dieser Phase angekommen.
Was tun mit den vielen Daten?
Die grösste Herausforderung der Digitalisierung laut „the factlights 2020“: Wie nutzen wir unsere Daten? Der Wert qualitativer Daten werde in den Unternehmen durchaus erkannt, heisst es in der Studie, doch leider das darin schlummernde Potenzial bislang kaum genutzt.
Die Aufgabe ist tatsächlich immens: Sie besteht darin, die ständig anwachsende Datenflut in ein System zu integrieren, zu harmonisieren, aufzubereiten und bereitzustellen. Dabei muss geklärt werden, wer diese rasch aufbereiteten Daten auf Knopfdruck empfangen darf – klassische Organigramme werden dabei oft obsolet. Daten folgen immer weniger etablierten Unternehmensprozessen, sie „leben“ cross-funktional über viele Unternehmensbereiche und -abläufe hinweg. Das erfordert einen komplett neuen Ansatz an Datenmanagement. „Die Digitalisierung zwingt bestehende Prozesse und etablierte Standards in die Knie“, subsumiert Studienleiterin Annefried Simoneit.
Damit nicht das ganze Unternehmen in die Knie geht, braucht es eine Strategie, zumindest eine Roadmap. Die gute Nachricht: 56 Prozent der Befragten haben das bereits erkannt. Weniger erfreulich: Bei den Adoptern sind es nur 17 Prozent. Zum Glück lernen die ja schnell.