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Warum Ideen besser im Büro sprießen

Im Homeoffice lässt sich häufig produktiver arbeiten als im Büro, das hat Corona bewiesen. Wer allerdings auf Geistesblitze hofft, muss die Angestellten zurück ins Büro holen.

Das Homeoffice hat seine Stärken: einerseits die (nicht nur) zeitliche Flexibilität, andererseits das effiziente Abarbeiten von Aufgaben. Und das Homeoffice hat seine Schwächen. Videokonferenzen ersetzen nicht den Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen in der Kaffeeküche. Und: Geistesblitze werden rar.

Das lässt sich sogar wissenschaftlich nachweisen – bei Microsoft. Während der Pandemie schickte der US-Konzern alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ins Homeoffice. Wie sich das auf Kommunikation und Kollaboration auswirkte, macht jetzt die Studie „The effects of remote work on collaboration among information workers“ im Fachmagazin Nature publik. Die Daten zeigen, dass die Angestellten im Homeoffice weniger vernetzt waren und insgesamt weniger Zeit darauf verwendeten, mit ihren bestehenden Netzwerken zusammenzuarbeiten. Sie schotten sich mehr ab, was sich beispielsweise daran zeigt, dass die Kommunikation über E-Mails zunimmt. Dieser zeitversetzte Austausch mache es schwieriger, heißt es in der Studie, komplexe Informationen auszutauschen.

Es braucht Anstöße von außen

Laut Nature-Studie haben Netzwerke einen entscheidenden Einfluss auf den Erfolg von Individuen und Organisationen. Starke Bindungen sorgen für enge Kooperation. Schwache Bindungen laufen zwar eher nebenher, versorgen allerdings Kolleginnen und Kollegen mit neuen Informationen und Anregungen. Genau diese Anstöße fallen weg, wenn alle im Homeoffice sitzen: Die Angestellten konzentrieren sich verstärkt auf die eh schon engen Bindungen. Langfristig, das deutet die Studie an, könnte das Einfluss auf die Innovationskraft haben.

So zurückhaltend die Wissenschaft auch formuliert: Die Kernbotschaft ist längst angekommen, auch in Deutschland. Gute Manager wissen (auch wenn sie es nicht unbedingt zugeben), dass gute Ideen meist bei informellen Gesprächen in der Kaffeeküche, am Kopierer, in der Kantine oder draußen bei der schnellen Zigarette an Gestalt gewinnen. Dafür ist der Zwang zum Homeoffice tödlich. „Wir können als Organisation nicht ewig von dem Beziehungskapital profitieren, das wir aufgebaut haben“, sagt beispielsweise Sirka Laudon, Personalvorstand von Axa Deutschland. Irgendwann bröseln die beste Vertrauensbasis und das beste Arbeitsverhältnis, wenn man sich nur per Video zuwinken kann.

Büro und Homeoffice: Die Mischung macht’s

Von daher ist es eine gute Kunde, dass laut Randstad Arbeitsbarometer nur 9 Prozent der Angestellten in Deutschland am liebsten nur im Homeoffice arbeiten würden. Die meisten wünschen sich eine ausgewogene Mischung aus Büro und Homeoffice – mit unterschiedlichen Vorstellungen, was „ausgewogen“ bedeutet. Starre Vorgaben ihrer Chefs sind allerdings immer weniger Angestellte bereit zu akzeptieren. 61 Prozent von ihnen ist laut einer aktuellen Sharp-Umfrage wichtig, selbst entscheiden zu können, wann sie wo arbeiten.

Eine „Homeoffice gibt’s hier nicht“-Ansage können sich Unternehmen jedenfalls kaum mehr leisten. Für 43 Prozent der Deutschen ist die Option auf das Homeoffice eines der wichtigsten Kriterien bei der Arbeitgeberwahl. Das begreifen immer mehr Arbeitgeber, wie eine Untersuchung von Stellenanzeigen belegt: Der Anteil von Anzeigen, bei denen die Option auf Homeoffice ausdrücklich erwähnt wird, hat sich seit 2019 verdreifacht.

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