Mit Jogginghose am Schreibtisch? Fällt im Homeoffice nicht auf. Trotzdem ist es besser, sich einen Dresscode zu verordnen. Sonst hängt man so durch wie ausgeleierte T-Shirts – sagt die Wissenschaft.
„Dress for success“, sagen die Briten: Kleide dich so, wie du wahrgenommen werden möchtest. Wer im Iron-Maiden-Tourshirt über die Gänge schlurft, signalisiert deutlich, wie wenig ihm an Karriere liegt. Wer hingegen bereits als Berufsanfänger täglich im Anzug aufschlägt, zeigt ebenso deutlich, dass er weiß, wo die Karriereleiter steht. Und das sind nur die Extreme – über die Etikette im Büro sind schon ganze Bücher geschrieben worden. Arbeitgeber. Nicht direkt wegen der Kleidung, sondern weil das Arbeiten im Bademantel die Leistung mindert.
Kleider machen Leute – und Leistung
Forscher der US-amerikanischen Kellogg School of Management haben schon vor Jahren herausgefunden, dass es einen Zusammenhang zwischen Kleidung, Hirnaktivität und Produktivität gibt. Und dass eine (sagen wir mal) angemessene Kleidung die Leistung steigert, auch am heimischen Schreibtisch.
Die Versuchsanordnung der Forscher zielte zwar nicht direkt aufs Homeoffice, ist in ihrem Ergebnis gleichwohl überzeugend. Zwei Gruppen sollten dieselben Aufgaben lösen. Eine davon trug Freizeit-, die andere Arbeitskleidung – in diesem Fall weiße Kittel. Fazit: Die Kittelträger schnitten besser ab. Die Forscher hinterfragten dieses Ergebnis mit komplexeren Versuchsanordnungen, das Resultat war immer dasselbe: Im Kittel wurden die Aufgaben besser gelöst. Die Kleidung werte die Träger auf, erklärt Studienautor Adam Galinsky dieses Ergebnis. Wer im Kittel arbeitet, mache sich deshalb fokussierter an die Aufgaben.
„Overdressed“ ist auch keine Lösung
Das bedeutet nicht unbedingt, dass man sich zu Hause aufbrezeln müsse, relativiert Vanessa Bohns. „Wer in Freizeitklamotten ebenso selbstbewusst und souverän unterwegs ist, muss sich nicht umziehen“, sagte die Professorin der Cornell University im US-Staat New York dem
Wall Street Journal. Und bitte nicht übertreiben, warnt auch Adam Galinsky von der Kellogg School: „Wer sich mit Schlips und Kragen an den Schreibtisch setzt, fühlt sich eventuell etwas lächerlich.“ Damit wäre niemandem geholfen.
Es gibt übrigens einen weiteren überzeugenden Grund – abseits der Produktivität – für das „Aufbrezeln“ im Homeoffice. Der Wechsel in etwas Bequemeres signalisiert: Schluss mit der Arbeit, jetzt beginnt der Feierabend.