Frühere Kollegen wieder einstellen? Nein, danke! Viele Unternehmen überdenken diese Haltung. Wann es sich lohnt, zum früheren Arbeitgeber zurückzukehren – und was beide Seiten davon haben.
Die Kirschen in Nachbars Garten schmecken immer süßer. Das verlockt viele Angestellte, zu kündigen und anderswo anzuheuern. Was beim bisherigen Arbeitgeber suboptimal lief, darüber könnten sie stundenlang erzählen, während der neue Arbeitgeber einen ganz anderen, viel besseren Eindruck macht. Leider findet sich häufig im Arbeitsalltag so gar nicht wieder, was beim Vorstellungsgespräch versprochen wurde. Und plötzlich erscheint der schnöde Ex-Arbeitgeber – nun ja, so gar nicht mehr schnöde. Sondern eigentlich ziemlich super. Aber dort wieder anklopfen, klingt das nicht zu sehr nach Scheitern?
Kommt darauf an. Wer mit der Gefühlslage „eingezogener Schwanz“ zurückkehrt, wird kaum willkommen geheißen werden. Aber das muss ja nicht so sein. Wer die Zeit genutzt hat, um sich bei einem oder auch mehreren anderen Arbeitgebern weiterzuentwickeln, kehrt mit einem ganz anderen Standing und Selbstbewusstsein zurück.
Früher war alles besser? Runter mit der rosaroten Brille!
Damit solch ein „Boomerang Hiring“ sinnvoll ist, sollten Rückkehrwillige zuerst die rosarote Brille abnehmen und sich erinnern, warum sie damals gegangen sind. Lag es an der Unternehmenskultur, an den Aufgaben, an bestimmten Vorgesetzten? Erst wenn sich in den kritischen Bereichen etwas verändert hat, ist eine Rückkehr sinnvoll. Sonst greifen sehr bald die Mechanismen, die damals zur Kündigung geführt hatten – und damit ist niemandem geholfen.
Boomering Hiring sei „keine Rückkehr ins warme Nest“, warnt Coach
Kristine Qualen. Rückkehrerinnen und Rückkehrer sollten neue Rollen, neue Aufgaben einfordern, die ihrem erweiterten Erfahrungsschatz entsprechen. Die neue Rolle müsse dann auch gelebt werden. Das ist schwieriger, als die meisten Menschen glauben – vor allem, wenn die Kolleginnen und Kollegen bereits ein Rollenbild haben. Das von früher nämlich.
Die Rückkehrer wissen, wie der Hase läuft
Klappt der Rollenwechsel, profitieren beide Seiten. Bumerang-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter kennen die internen Strukturen und bringen zusätzlich frisches Wissen mit – idealerweise von einem Wettbewerber. Das ist allerdings nicht der einzige Grund, warum Unternehmen verstärkt auf Boomerang Hiring setzen. Sie können damit nämlich diverse zeit- und damit kostenintensive Punkte im Recruiting-Prozess überspringen. Eine Stelle mit Ex-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern zu besetzen, ist deutlich günstiger als etwa Recruiting-Kampagnen. Und: Den Rückkehrerinnen und Rückkehrern ist das Unternehmen bereits bestens bekannt, sie finden sich sofort in der Arbeitsumgebung zurecht.
Diese Erkenntnis setzt sich allmählich durch. Während sich noch vor ein paar Jahren die meisten HR-Verantwortlichen gegen die Wiedereinstellung von Ehemaligen aussprachen, sehen das laut einer Umfrage des
Workforce Institute heute 76 Prozent der Personaler anders: Ja zum Boomerang Hiring.
An Gelegenheiten fehlt es nicht. 85 Prozent der vom Workforce Institute befragten Unternehmen erhielten in den vergangenen fünf Jahren Bewerbungen von ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die Hälfte davon hat auch wieder Ex-Kolleginnen und -Kollegen eingestellt. Dabei gilt: Je gütlicher die Trennung seinerzeit war, desto größer ist die Chance einer Wiedereinstellung. Auch dafür gibt es übrigens ein Sprichwort: „Man sieht sich immer zweimal im Leben.“